Der Vorstand
Andreas Engelhardt (r.) und
Florian Preißler (l.)
Aufsichratsvorsitzender
Marc René Michallet (2.v.r)
Leitung Organisation/Risikomanagement/Nachhaltigkeit
Christina Schneider (2.v.l.)
»Wir sind auf einem guten Weg, unsere Ziele zu erreichen.«
»Wir sind auf einem guten Weg, unsere Ziele zu erreichen.«
Auf Kurs im ESG-Fahrplan, neue Herausforderungen im Berichtswesen: Vorstand und Aufsichtsrat im Interview
Im letzten Nachhaltigkeitsbericht wurden die ESG-Strategie sowie die sechs Handlungsfelder ausführlich vorgestellt. Wie geht es mit den Maßnahmen voran, um die ESG-Meilensteine zu erreichen?
Andreas Engelhardt: Insgesamt sind wir mit dem Fortschritt sehr zufrieden. Hilfreich ist, dass wir konsequent eine Strategie in sechs Handlungsfeldern entwickelt haben. Diese Handlungsfelder haben wir auf verschiedene Maßnahmen und kleinere Arbeitspakete heruntergebrochen, die in den jeweiligen Teams bearbeitet wurden und uns ein gutes Monitoring ermöglichten. Dabei hat uns geholfen, dass wir in 2023 die Fortschrittskontrolle der Umsetzung all dieser Maßnahmen zentralisiert haben. Zusätzlich haben die Führungskräfte seit einigen Jahren ESG-Themen in ihren Zielvereinbarungen und Projekten. Das sorgt natürlich auch nochmal für ein stärkeres Commitment im Unternehmen.
Welche Themen sind für das laufende Jahr geplant?
Christina Schneider: Neben der Veröffentlichung des aktuellen Nachhaltigkeitsberichts geben wir erneut die Erklärung nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) ab. Im dritten oder vierten Quartal dieses Jahres werden wir auch wieder ein ESG-Rating durchführen lassen und hoffen, dass wir unser Ergebnis, das wir schon vor zwei Jahren mit „gut“ durchlaufen konnten, nochmal verbessern können.
Und dann ist da noch das Klimaziel der EU. Wie sollte ein Wohnungsunternehmen den ambitionierten Anforderungen begegnen?
Marc-René Michallet: Das Erreichen eines klimaneutralen Bestands bis 2045 ist für jedes Wohnungsunternehmen eine Mammutaufgabe. Sie wird die Arbeit der GWG-Gruppe auf Jahre prägen.
Vor dem Hintergrund der Emissionsanforderungen haben wir uns bereits im Jahr 2021 im Aufsichtsrat eingehend mit der GWG-Portfoliostrategie befasst und gemeinsam mit dem Vorstand einen Klimafahrplan verabschiedet. Er gibt dem Unternehmen eine klare Leitlinie, um die Treibhausgas- bzw. CO2-Emissionen sukzessive zu reduzieren.
»ESG-Ratings sind ein fester Bestandteil unserer Strategie.«
»ESG-Ratings sind ein fester Bestandteil unserer Strategie.«
Warum ist es wichtig, ein ESG-Rating zu durchlaufen?
Florian Preißler: Das ESG-Rating ist eine Art „Siegel“ nach außen für verschiedene Stakeholdergruppen, nicht zuletzt auch für Kreditinstitute, um zu sehen, wie nachhaltig ein Unternehmen handelt, das bewertet oder finanziert werden soll. Insofern gehört das Nachhaltigkeitsrating für uns seit zwei Jahren fest zu unserer Strategie.
Apropos Stakeholder: Was erwartet die R+V heute und in Zukunft von der GWG-Gruppe?
Marc René Michallet: Im Kern haben wir zwei Kategorien an Themen, die uns stark betreffen. Das eine ist die Regulatorik, wie z.B. die CSRD-Berichterstattung. Auf der anderen Seite bilanzieren wir nach IFRS, was uns vergleichbar macht mit unserer Peer Group. Insofern müssen wir uns an dem Kennzahlenkatalog des Kapitalmarkts messen lassen. Das gleiche gilt in zunehmendem Maße dann auch für die GWG, bei der wir als Hauptaktionär eine gewisse Transparenz darüber brauchen, wie die GWG aufgestellt ist und wie sich das mit ihrer Peer Group vergleichen lässt. Denn am Ende des Tages werden sich Entscheidungen, die wir treffen, immer an KPIs festmachen lassen müssen.
Florian Preißler: Wir berichten im Rahmen von Aufsichtsratssitzungen schon jetzt über ein relativ großes Set an Kennzahlen. Aber das, was Herr Michallet gerade erwähnt hat, ist natürlich auch für uns eine neue Herausforderung. Wir haben sehr eingeschränkt schon sog. Peer Group Vergleiche gemacht. Das ist also nicht völlig neu für uns, aber die Thematik hat eine ganz neue Qualität und wir werden uns dieser Aufgabe im Rahmen dieses Jahres in Form eines gesonderten Projekts stellen.
»Die GWG bereitet sich schon jetzt bestmöglich auf die CSRD-Anforderungen vor.«
»Die GWG bereitet sich schon jetzt bestmöglich auf die CSRD-Anforderungen vor.«
Herr Michallet hatte gerade auch die CSRD-Berichterstattung angesprochen. Was besagt diese Richtlinie denn genau?
Christina Schneider: Es gibt schon eine Berichtspflicht seit 2017, allerdings nur für sehr große Unternehmen ab 500 Mitarbeitenden, unter die zum Beispiel auch die R+V fällt. Diese wurde jetzt von der EU deutlich erweitert. Die Richtlinie fokussiert im Kern eine soziale und nachhaltige Unternehmensführung. Es geht nicht nur darum, bestimmte Kennzahlen zu erheben, sondern auch den Prozess abzubilden, wie diese Kennzahlen überhaupt ermittelt wurden und warum bestimmte Kennzahlen relevant für unsere Stakeholder sind und daher ausgewählt wurden.
Andreas Engelhardt: Bisher war die Nachhaltigkeitsberichterstattung der GWG-Gruppe ein rein freiwilliges Instrument, jetzt ist es so, dass die Berichterstattungen auch in den Lagebericht aufgenommen und vom Wirtschaftsprüfer testiert werden müssen. Insofern ist die Berichterstattung deutlich umfassender. Für uns bedeutet das, dass wir von einer doppelten Wesentlichkeit sprechen. Wir haben eine Untersuchung von innen nach außen und eine von außen nach innen. Das heißt: Wie wirken wir als GWG oder als R+V auf die Umwelt sowie die Gesellschaft und – umgekehrt – wie wirken sich Nachhaltigkeitsaspekte finanziell auf das Unternehmen aus? Diese Untersuchung wird in drei Gruppen eingeteilt: Es geht um Auswirkungen, Chancen und Risiken. Mit diesen Thematiken beschäftigen wir uns derzeit sehr intensiv.
Was bedeutet die Berichtspflicht konkret für die R+V und die GWG-Gruppe und wo stehen die beiden Unternehmen aktuell?
Marc René Michallet: Für uns als R+V bedeutet das, dass wir in der Zulieferverpflichtung zur DZ Bank sind, weil die DZ Bank als Konzernobergesellschaft hier in der Berichtspflicht steht und die Zahlen von allen Tochtergesellschaften, also auch von uns als R+V, benötigt. Das gleiche kann man analog für die GWG betrachten. Als Mehrheitsaktionär benötigt die R+V die Zulieferung der GWG, um sozusagen in unseren Konzernzahlen auch die GWG abbilden zu können. Eine weitere Komplikation ist: Wir haben unter IFRS einen fast close Prozess, das heißt, wir haben sehr wenig Zeit, um diese Zahlen testatsicher zu erheben und zu liefern. Und das erzeugt einen ziemlichen Druck auf den CSRD-Prozess insgesamt. Deswegen haben wir bei der R+V ein großes Projekt aufgesetzt mit über 100 Mitarbeitenden, die Ermittlung und Lieferung der relevanten Zahlen sicherzustellen. Dies geschieht in einem automatisierten Prozess, damit es zu keinen Reibungsverlusten kommt. Wir werden das Thema Nachhaltigkeit bei uns intensiv vorantreiben.
Andreas Engelhardt: Wie Herr Michallet eben schon gesagt hat, sind wir als Tochter natürlich verpflichtet, den Erfordernissen zu genügen. Das bedeutet für uns ganz konkret, dass wir auch früher als wir eigentlich aufgrund unserer Größe und unserer Umsatzstärke verpflichtet wären, tatsächlich berichten müssten. Sprich wir müssten als GWG allein eigentlich erst ab 2026 für das Jahr 2025 berichten. Aufgrund unserer Konzernzugehörigkeit müssen wir jetzt aber schon die ersten Zahlen im laufenden Jahr zuliefern, damit dann, wie gerade gesagt, der fast close Prozess entsprechend ablaufen kann. Während sich bei der R+V als Konzern über 100 Personen um die Berichterstattung kümmern, sind es bei der GWG nur eine Handvoll Mitarbeitende, aber die Pflichten sind nicht weniger anspruchsvoll. Das fordert letztlich den Einsatz des gesamten Unternehmens.
Zweifelsfrei große Herausforderungen, die da kommen werden. Worauf wird es folglich in Zukunft ankommen?
Andreas Engelhardt: Die Grundlage ist selbstverständlich ein umfassendes und professionell aufgestelltes Nachhaltigkeitsmanagement im Unternehmen. Hierbei sind wir heute gut aufgestellt, weil wir uns früh auf den Weg gemacht haben. Wir sind wie eben schon erwähnt mit unserem ESG-Fahrplan auf Kurs und werden auch in Zukunft weitere Projekte anstoßen. Das ESG-Rating ist hierbei ein wichtiger Gradmesser für unsere Bemühungen.
»Wir werden das Thema Nachhaltigkeit bei uns intensiv vorantreiben.«
»Wir werden das Thema Nachhaltigkeit bei uns intensiv vorantreiben.«